In der ersten Hälfte der 1950er Jahre befasste sich Hans Bischoffshausen intensiv mit dem „spielerischen Geheimnis von Paul Klee“ (Bischoffshausen 1977). Ein Vergleich von Klees Unterwasserszenen um 1925 (z.B. „Fischzauber“) mit Bischoffshausens Serie „Maritim“ offenbart zahlreiche thematische und formale Parallelen. Typisch für jene Schaffensphase Bischoffshausens ist ein aperspektivischer, teils durch Linien oder Kratzungen strukturierter Farbfond, auf den unterschiedliche Symbole und Zeichen aufgebracht sind. Aus dieser Serie heraus entwickelte sich etwa Mitte der 1950er Jahre der Themenblock der „Glücksspiele“, dem auch das vorliegende Bild zuzuordnen ist. Waren die über dem Farbraum schwebenden Zeichen und Symbole in der „Maritim“-Serie noch großteils auf die Bildtitel bezogene, konkret lesbare Ikons (man könnte sagen „gegenständliche Kürzel“), so wird der Einsatz der Zeichen in den „Glücksspielen“ freier, spielerischer und breitgefächerter. Bischoffshausen bedient sich hier einer Mischung aus konkreten Ikons, mythisch anmutenden Symbolen, geheimnisvollen Chiffren, archaischen Zeichen und jeglicher klarer Interpretation enthobenen Formen. Es entsteht (auch dank des Titels) der Eindruck geheimnisvoller Spielanordnungen oder (wohl auch für den Künstler) nicht endgültig entschlüsselbarer mythischer Formeln. Für Arnulf Rohsmann verweisen die Zeichen „auf eine komplexe Sphäre von möglichen Handlungen, Folgen und Erwartungen jenseits des Gegenständlichen“ (Rohsmann S. 30), zugleich bezieht er den Übertitel „Glücksspiele“ auf die „Prozessualität der Bildfindung und auf deren aleatorische Anteile“ (Rohsmann S.21).
Auch Paul Klee bediente sich (insbesondere ab 1938) hieroglyphenartiger Zeichen, genauso wie Joan Miró, auf den Bischhoffshausen in den Glücksspielen ebenfalls Bezug nimmt. Sowohl bei Klee und Miró als auch bei Bischoffshausen treten ikonographischer Sinn und eindeutige Lesbarkeit der Symbole in den Hintergrund zugunsten einer Poesie der Zeichen, einer (scheinbar) mythischen Bildsprache und der „Konstitution möglicher Welten“ (Rohsmann S. 31).