Ursprünglich wollte Hans Bischoffshausen Architekt werden und begann daher 1947 ein Architekturstudium an der Technischen Hochschule in Graz. Doch sein dortiger Professor für Künstlerische Gestaltung, Kurt Weber, begeisterte ihn für die Malerei der Klassischen Moderne und konstatierte seinem Studenten bald: „Sie sind Maler. Sie werden immer Maler sein“[1]. Tatsächlich brach Bischoffshausen das Architekturstudium nach 5 Semestern ab, zog zurück nach Kärnten und gab sich ganz seinem viel zitierten „Sturz in die Malerei“[2] hin. Trotzdem sollte die Architektur stets ein wichtiges Interessengebiet Bischoffshausens bleiben, dem er sich in zahlreichen theoretischen Schriften und in Form von „Kunst am Bau“ widmete.
In seiner künstlerischen Entwicklung reflektierte der junge Maler Anfang der 1950er Jahre intensiv Paul Klee und sein „spielerisches Geheimnis“[3]. In der zweiten Hälfte des Jahrzehnts führte die Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Tendenzen und die Suche nach dem eigenen Stil Bischoffshausen über Versuche in gestischer Malerei sowie dripping-Verfahren (à la Jackson Pollock) schließlich zu für ihn zukunftsweisenderen Methoden, in denen er zusehends mit dem Bildgrund selbst experimentierte, verschiedene Materialien auf ihn aufbrachte oder ihn durchlöcherte oder verbrannte. Besonders prägend für diese Entwicklung war für Bischoffshausen das Kennenlernen von Lucio Fontana, der ein wichtiger Förderer und Mentor für den jungen Maler wurde.
Anders als andere (kärntner) Maler_innen seiner Generation (wie Maria Lassnig, Staudacher, Rainer??) hatte Bischoffshausen den Anschluss an die internationale Kunstszene nämlich nicht über Paris gesucht, sondern orientierte sich vorerst an den südlichen Nachbarländern Österreichs. In den Galerien von Slowenien (damals Jugoslawien) und Italien kam Bischoffshausen mit Fontana und der italienischen ZERO-Bewegung in Kontakt und konnte seinen Bekanntheitsgrad durch erste eigene Ausstellungen steigern. In der Folge kam es 1958 auch zu einer Präsentation in der renommierten Galerie nächst St. Stephan in Wien, und 1959 erhielt Bischoffshausen den 1. Joanneumspreis für zeitgenössische Kunst des Landes Steiermark.
Das Preisgeld ermöglichte dem Künstler schließlich doch auch noch den Weg nach Paris. Mit seiner Frau Helene und ihren beiden Töchtern (geb. 1951 und 1958; eine dritte Tochter, die 1955 geboren wurde, war bereits im Alter von 14 Monaten an den Folgen einer Infektionskrankheit gestorben) zog er 1959 in die französische Metropole. Doch die Lebensumstände der Familie waren mehr als schlecht. Das Geld war knapp und für mehrere Jahre lebten die Bischoffshausens in einem Hinterhof des Abbruchviertels „Glacière“, einem aufgelassenen Kühlhaus. Dort hatte Bischoffshausen einen „Schuppen“ notdürftig „mit Gips, Karton und Wellblech“ ausgebaut – die Wände feucht und unverputzt, das Dach undicht, zwei Kanaldeckel vorm Bett, die Nachbarn Randexistenzen der Gesellschaft. Die Ernüchterung bei Helene war groß: „Ich kaufte mir ein Paar Stöckelschuhe mit hohen Absätzen und einen Kaminrock aus rotem Samt im Gedanken an die Weltstadt Paris und landete in diesem Loch.“[4]
Auch wenn sich die Wohnsituation ab 1962 verbesserte, war die Geldknappheit Zeit Lebens prägend für Hans Bischoffshausen und seine Familie – und das, obwohl der Künstler in Paris Anerkennung und Anschluss an die Szene fand und vermehrt auch öffentliche Aufträge erhielt. Er selbst bezeichnet diese Phase seiner Karriere als ein „Wunder: Trotz aufreibender Gelegenheitsarbeiten spucke ich hunderte von Arbeiten aus. Schon 1961/62 bin ich in einigen Galerien vertreten, gehöre der Gruppe ZERO-AVANTGARDE an und mein wichtigster Abschnitt beginnt.“[5] Er stand in regem Austausch u.a. mit Bernard Aubertin, dem Kunstkritikter Pierre Restany (der auch für Yves Klein eine wichtige Rolle spielte) und der holländischen ZERO-Bewegung „Nul“ (insbesondere mit Henk Peeters). Bischoffshausen war in bedeutende Avantgarde-Galerien und international anerkannte Museen vertreten, durch den Einsatz des progressiven Galeristen René Drouin war er in internationalen Gruppenausstellungen von Barcelona bis Istanbul, von Amsterdam bis Neu Delhi vertreten. 1965 nahm er an der Ausstellung „Zero avantgarde“ im Studio Fontana in Mailand sowie in der Galleria del Cavallino in Venedig teil.
In diesem für ihn „wichtigsten Abschnitt“ trieb Bischoffshausen die Reduktion seiner Malerei auf die Spitze. Es entstanden ausschließlich monochrome Bilder mit aufgesetzten oder eingeprägten Strukturen die lediglich durch die Wirkung von Licht und Schatten sichtbar wurden.
[1] Messner 1996, S.8.
[2] Bischoffshausen 1987.
[3] Ibid.
[4] Freytag/Trauhsnig 2007, S.22.
[5] Bischoffshausen 1977 (Versuch einer Biographie)