Das KUNSTHAUS : KOLLITSCH und wie es dazu kam: Keine Sammlung fürs Depot

Artikel in „Die Brücke“ / Porträt einer Kulturinstitution

Veröffentlicht in: Die Brücke, Kärntens Kulturzeitschrift, Nr. 14/5, 2019, S. 33.

 

Auf jenem Areal in der Klagenfurter Deutenhofenstraße, wo im 18. Jh. in der k.k. Feintuchfabrik des Holländers Johann van Thys beste Ware unter schlechtesten Bedingungen von Waisenkinderhand hergestellt wurde, spielen Stoffgewebe und Feinstoffliches auch heute (wieder) eine tragende Rolle. Und zwar im Sinne von Leinwänden, die als Träger für bildende Kunst dienen. Da es sich dabei ausschließlich um zeitgenössische Kunst handelt, ist Leinwand als Grundstoff der Werke nur eines von vielen Materialien. Die Sammlung des Ehepaars Sigrun und Günther Kollitsch, die Basis und Ausgangspunkt für das Kunsthaus ist, ist international und höchst aktuell ausgerichtet und umfasst dementsprechend unterschiedlichste Werkstoffe und Medien.

Kunsthaus : Kollitsch (Foto Website)

In den 2010er Jahren kaufte die Firmengruppe Kollitsch den Komplex der ehemaligen Feintuchfabrik, in dem nach deren Niedergang um 1800 die längste Zeit die so genannte Waisenhauskaserne untergebracht war. Die desolaten Nebengebäude wurden geschleift (- hier entstand die Wohnanlage Maria-Theresia-Park), das unter Denkmalschutz stehende ehemalige Stabsgebäude der Kaserne (Ende des 19. Jh. errichtet) wurde aufwendig renoviert und als neue Firmenzentrale eröffnet. Die Besonderheit und Großzügigkeit des Standorts inspirierten Sigrun und Günther Kollitsch, die von ihnen mit Leidenschaft und Begeisterung gesammelte Kunst aus dem Depot zu holen und den Mitarbeiter_innen, aber auch der öffentlichkeit zugänglich zu machen. Seit 2014 ist jede_r eingeladen, sich bei freiem Eintritt durch das Bürogebäude zu bewegen und auf 1500m2 Ausstellungsfläche zeitgenössische Kunst und alte Bausubstanz auf sich wirken zu lassen.

 

Das Ehepaar Kollitsch macht seine breit angelegte Sammlung durch jährlich wechselnde Ausstellungen erlebbar, die in enger Zusammenarbeit mit der überaus engagierten und kompetenten Ausstellungsleiterin Magdalena Koschat (die auch die Führungen macht) sowie externen Kuratoren zusammengestellt werden. Demnächst startet die „SCHAU…. 6“, die rechtzeitig zur Langen Nacht der Museen eröffnet. über 120 Werke von mehr als 40 Künstler_innen laden zur Auseinandersetzung ein, darunter auch Werke von Eva Schlegel, Jakob Gasteiger, Michela Ghisetti, Christian Flora und Soli Kiani, die letztes Jahr mit ihrem Projekt „Tabiies“ im Lendhafen präsent war. Darüber hinaus wird im Rahmenprogramm von „For Forest“ die Sonderausstellung „BAUM….SCHAU“ mit thematisch passenden Werken von Jens Liebchen, Dietmar Franz und Eva Jospin ebenfalls im KUNSTHAUS : KOLLITSCH gezeigt.

 

Interessierte sollten sich nicht von der verschlossenen Eingangstüre abschrecken lassen – ein Griff an die Klingel genügt, um Einlass zu finden. Das KUNSTHAUS : KOLLITSCH ist trotz Bürobetriebs ganz auf sein kunstsinniges Publikum ausgerichtet und ausgezeichnet organisiert. Die Ausstellung kann sowohl selbständig als auch mit Führung begangen werden. Die Werke sind auf alle drei Etagen des Gebäudes verteilt und bewusst ohne Objekttexte, lediglich mit Nummern versehen. So kann die Kunst für sich wirken, ohne Geist und Auge durch Erklärungen abzulenken. Künstler_innenbiographien und Werkinformationen sind jedoch jederzeit zugänglich, sei es durch den Ausstellungskatalog, den jede_r Besucher_in vor Ort kostenlos erhält, oder auch durch eine eigene App, die die Sammlung allerorts digital erlebbar macht und beim Ausstellungsbesuch Informationen zu jedem einzelnen Werk/Künstler_in mittels QR-Code abrufbar macht.

 

Zu guter Letzt verweben Sigrun und Günther Kollitsch auch außerhalb des Kunsthauses die Gegenwartskunst mit der Stadt und ihren Bewohner_innen, indem sie ambitionierte „Kunst am (und im) Bau“-Projekte in enger Zusammenarbeit mit den Künstler_innen selbst umsetzen.